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Im Mai sollte in Spanien das Wetter nach einem niederschlagsreichen Winter wieder deutlich besser werden. Die langjährige Wetterstatistik des Calar Alto Observatoriums weist den April als statistisch gesehen schlechtesten Monat für astronomische Beobachtungen aus. Daher habe ich den Urlaub auf Anfang Mai verschoben, obwohl die astronomische Beobachtungszeit deutlich abnimmt. Trotzdem versprach die Beobachtung auf 40 Grad nördlicher Breite immerhin fast sieben Stunden Beobachtungszeit pro Nacht. Die astronomische Dämmerung beginnt gegen 22:30 Uhr MESZ und endet gegen 05:30 Uhr Als Beobachtungsgeräte waren der 14 Zöller sowie ein 10x50 Feldstecher mit dabei.


Die Wettervorhersage war im Vorfeld schlecht. In Spanien angekommen, bestätigten sich die Prognosen. Ein starker Luftstrom aus SW brachte starke Schleierbewölkung aus Äquator nähe bis nach Spanien. Selbst auf La Palma war zu dieser Zeit an Beobachtungen kaum zu denken, wie die Kameras der örtlichen Teleskope zeigten. So blieb mir wenigstens der Trost, dass es in Europa zu dieser Zeit - und damit auch Deutschland - nicht besser lief. Geärgert hatte ich mich allerdings über die Tatsache, dass am Tag des Abflugs nach Spanien das Wetter ganz passabel war. Ich hatte mich allerdings damit getröstet, dass ich dafür mit perfekten Himmel in Andalusien entschädigt werden sollte.


Nach einigem Hin und Her auf den einschlägigen Wettervorhersageseiten (www.aemet.es, www.meteoblue.com, www.7timer.com, www.eltiempo.es) und sogar verpassten Beobachtungsfenstern in Andalusien am 09. und 10. Mai, die im Nachhinein aber durch Zirren und relativ starken Wind wieder relativiert worden sind, sagten 7.timer.com und aemet.es klare Beobachtungsnächte nicht für Andalusien, sondern für Zentralspanien vorher.
Der mir bekannte Beobachtungsplatz in Bonilla bot drei klare Nächte in Folge. Leider ignorierte ich dies zunächst, da meteoblue.com Bewölkung vorhersagte. So blieb diese Nacht zunächst ungenutzt. Im Nachhinein aber war dies auch kein Grund zum Ärgern, da der Taupunkt die ganze Nacht über praktisch erreicht worden ist. Hier muss man www.aemet.es ein riesen Lob aussprechen, da sie als einzige eine exakte Prognose dieser Werte geliefert hatte. Die Informationen lieferte mir ein Beobachtungskollege in der Nacht am 11. Mai, denn es sollte doch noch beobachtet werden.


Am 10. Mai war es in Valencia zunächst bewölkt. Dann aber klarte es auf und die Wetterprognose verbesserte sich zusehends. Auch mein Lieblingsbeobachtungsort bekam wieder für die Nacht gute Prognosen, so dass ich mich zwischen dem Pinar de Araceli und Bonilla entscheiden musste. Zwischendurch liebäugelte ich auch mit einem neuen Ort in der Nähe von Bonilla, Las Majadas, der im Vergleich mit Bonilla mehr Dunkelheit und Höhe versprach. Letztendlich zerschlugen sich aber diese Dinge wieder schnell, da sowohl der Campingplatz wie auch das Hostal in Las Majadas vollständig belegt waren. Darüber hinaus bietet die Höhenlage um 1400 üNN nochmal deutlich mehr Wind als die 900m in Bonilla.
Dann ging alles sehr schnell. Ein Blick auf die lokalen Webcams in Andalusien (www.caha.es sowie www.santiagodelaespada.es) verhießen nichts Gutes. Gewitterwolken hingen tief über den Bergen und es sah nach Regen aus. Für 20 Uhr war dieser sogar vorhergesagt, selbst wenn es danach aufklaren sollte. Dies war mir alles zu stressig. Man überlege sich mal, dass man nach einem Regenschauer sein Teleskop aufbauen soll. Für den frühen Morgen war dann ebenfalls ein kurzer Schauer angekündigt.
Also ging es fix zur Autovermietung. Nach knapp drei Stunden Autofahrt kam ich in Bonilla an. Der Himmel war tiefblau und war von Schönwetterwolken übersät. Im Hintergrund waren noch Zirren auszumachen, die aber zum Einbruch der Nacht verschwinden sollten.

In Bonilla angekommen, besuchte ich zunächst die Unterkunft im Nachbarort Caracenilla und nahm mein Zimmer in der "Casa Sole" in Beschlag, das ich tel. bereits reserviert hatte. Schnell wurde mir noch ein Brot und etwas Proviant für die Nacht gemacht und dann ging es los. Ich hatte ja von der Ausrüstung noch nichts ausgepackt und das Teleskop gut vertäut. Alles musste ausgepackt und aufgebaut werden. In Bonilla am Beobachtungsplatz angekommen, war ein Beobachter bereits mit dem Aufbau seines 6 Zoll Refraktors beschäftigt. Andere sollte folgen. Schnell kamen wir ins Gespräch, wenn ich mich auch während der folgenden Nacht zurück hielt, um ungestört beobachten zu können.


Die Tatsache, dass ich den 14 Zöller aus Deutschland mitgebracht hatte, sowie das Aussehen des Geräts, versetzte einige schon in Staunen. Zusätzlich hatte ich auch einen 10x50 Feldstecher dabei, den ich vor allem für Beobachtungen der Milchstraße mitgebracht hatte. Die Nacht begann klar. Es waren zu Beginn der astronomischen Dämmerung 10.5 Grad Celsius und 51% Luftfeuchte. Um 22:45 Uhr zeigte das SQM-L 21.3 im Zenit an, was für den Beginn der Nacht für Bonilla schon gut war. Nachts variierten die Werte, vermutlich, zogen auch dünne Zirren durch, die sehr tief am Südhorizont deutlich erkennbar waren. Dennoch wurden gute Werte bis zu 21.48 gemessen.


Beobachtungsplatz während der Dämmerung


Zunächst konnte ich keine mir unbekannten Galaxien jagen, da diese einfach zu hoch standen. Die 10 Grad Kulminationshöhenunterschied lassen grüßen. So Stand zu Beginn der Nacht das Sternbild Coma Berenices fast im Zenit. In der Abenddämmerung war die Mondsichel sichtbar. Auffällig war auch Jupiter, der sich in direkter Nähe befand. Die Nacht brach langsam herein. Es kamen auch noch weitere Autos an. Da mit Standlicht gefahren wurde, war dies kein Problem. Am Ende hatten sich ca. 10-15 Personen eingefunden. Fast wie bei einem kleinen Teleskoptreffen. Sicher auch ein Vorgeschmack auf die jedes Jahr im Juli hier stattfindende Starparty "Astrobonilla". Erstaunlich war, dass fast die ganze Nacht trotz Neuankömmlinge und Betrieb kaum störendes Licht benutzt wurde. Sehr angenehm. Um Mitternacht waren dann einige Feuerwerke zu hören, die aber visuell kaum störten, da sie auch rasch vorüber gingen. Nebenan wurde diskutiert, ob es sich anhand der Knallgeräusche um ein Hochzeit handelte oder nicht. Bin immer wieder erstaunt, dass so viele Feuerwerke stattfinden und praktisch an allen mir in Spanien bekannten Beobachtungsplätzen.


1. Objekt: M81 und M82. Im 9mm 120 Grad Oku erscheinen beide gerade so in einem Gesichtsfeld. Zum Beobachten ist das nichts, da man um beide zu beobachten um die Ecke gucken muss. Bei 14mm ist M81 nochmal deutlich heller. M82 kommt aber mit den Dunkelstrukturen fast im 9mm besser.

2. Objekt: M51. 114fach: Spiralarme sind eindrucksvoll sichtbar. Wenn auch nicht so schön wie im Januar unter Topbedingungen im Pinar.

3. Objekt: NGC 4361 im Raben: Heller Zentralstern sofort auffällig sichtbar. Bei 178fach im 9mm Okular umgeben durch einen diffusen recht großen Nebel. Bei längerem Beobachten eindeutig oval mit auslaufenden Spitzen. Blickweise indirekt hellere und dunklere Flächen sichtbar. Diese Beobachtung ist aber unsicher.

4. Objekt: Leo Triplet: Ohne Kommentar.

5. Objekt: M53: Am schönsten mit Binoansatz bei ca. 120fach. Relativ kompakter KSH.

6. Objekt: NGC 4565: Ein Klassiker, den ich aber zum ersten Mal beobachte. Kreidestrich! Edge-On Gx mit zentralem relativ hellem Bulge, der durch zentrales Staubband geteilt ist. Kernregion relativ hell. Sehr schöner Anblick.

7. Objekt: M64: In Deutschland vor ca. einem Monat bereits gesehen. Stellarer heller Kern umgeben von fast halbkreisförmigen dunklen Bogen.

8. Objekt: PANSTARRS im Feldstecher. Beim Abgrasen der Sternfelder in Nähe von Polaris direkt aufgefallen. Diffuser Kern mit zwei Schweifen. Sieht wie ein fast aufgespannter Fächer aus.

9. Objekt: NGC4559: Helle von 3-4 Sterne südlich eingerahmte GX. Zwei Begleiter nicht gesehen.

10. Objekt: NGC 4244: Schwacher aber deutlicher Kreidestrich. Ganz leicht kaum merkbare Helligkeitszunahme zum Zentrum hin aber ohne helles Zentralgebiet. Spitz auslaufende Enden.

11. Objekt: NGC 4490: Helle ovale leicht spindelförmige GX mit hellem Zentrum. Begleiter NO, kleine runde GX.

12. Objekt: NGC 4631: Sieht tatsächlich wie ein Walfisch aus! Das Atemloch wird durch einen Vordergrundstern markiert. Über diesem liegt seitlich leicht versetzt die ovale Begleitgalaxie. In NGC 4631 sind Strukturen wahrnehmbar.

13. Objekt: NGC 4559: Direkt daneben. Kleiner als 4631 aber im 14mm 100 Grad Oku zusammen in einem Feld sichtbar. Indirekt an einem Ende schwache ovale Begleitgalaxie erkennbar. Spindelförmig. Auf der Seite zum Begleiter hin deutlich heller mit Helligkeitszunahme zum Zentrum hin. Andere Seite schwach auslaufend.

14. Objekt: M63: Diffuse helle Gx. mit sternförmigen Zentrum.


Mittlerweile ist es locker 3 Uhr morgens. Am 16 Zöller wird munter diskutiert. Die Beobachtungsbedingungen seien schlecht. Beobachtungen nicht mehr sinnvoll. Ich konnte innerlich nur schmunzeln und maß mal mit dem SQM-L nach. Es waren sicher keine Top-Bedingungen. Aber immerhin wurden gemittelt 21.48 im Zenit angezeigt. Aber so ist das. Einige Mitbeobachter packten schließlich ein. Das 16 Zoll Monster wurde verstaut. Der Besitzer erklärte mir in einem Abschiedsplausch, dass er jetzt in seine Sternwarte im Dorf ginge und halt den Rest der Nacht stattdessen Fotos machen würde. Wir verabschiedeten uns und für mich ging es bis zur Morgendämmerung weiter.


15. Objekt: HCG 61: Viele GX. im Suchfeld. Leider die Box nicht gefunden.

16. Objekt: M101: Zunächst im Feldstecher aufgesucht. Leicht auffindbar. Bei 114fach toller Anblick. Sofort sind die Spiralarme sichtbar. Helle Knoten in den Armen sichtbar. Zentrum deutlich heller aber sehr klein im Verhältnis zu den Armen. Galaxie in Aufsicht.

Die Galaxienjagd ist beendet. Die Sommermilchstraße dominiert den Himmel. Der Skorpion ist prominent im Süden zu finden. Mittlerweile hat sich der Platz deutlich geleert. Mit mir bleibt noch ein Sternfreund bis zur Morgendämmerung. In der Folge beschließe ich wahllos die Sommerobjekte abzugrasen. Zunächst mal die KSH.

17. Objekt: M4: Im Feldstecher sehr schön anzusehen. Im Binokularansatz bei ca. 120 fach sehr lockerer KSH. Erinnert mich stellenweise an OS. Zentraler Balken eindrucksvoll sichtbar.

18. Objekt: M80: Im Feldstecher relativ klein aber hell. Binokularansatz bei ca. 120 fach sehr kompakter KSH mit hellem kaum auflösbaren Zentrum. Viele feine Sterne. Toller Anblick auch bei 178fach im 120 Grad Okular.

19. Objekt: NGC7000: Testobjekt für das neue 25mm Okular. Hhmm. Suche bereitet Schwierigkeiten. Mit UHC Filter deutlich einfacher. Kenne das Objekt nur mit 40mm. Jetzt deutlich dunkler. Etwas heller als im Feldstecher aber viel eindrucksvoller.

20. Objekt: Pelikannebel: Passt schön ins Gesichtsfeld des 25mm. Helligkeitsunterschiede schön sichtbar.

21. Objekt: Zirrusnebel: Zuerst der Sturmvogel mit UHC. Unglaublich. Wie auf Fotos. Ganz feine schön gezeichnete Nebelstrukturen. Knochenhand: Hammer! Unglaublich fein und durch gezeichnete Nebelstrukturen. Beide Nebel passen jeweils ins Gesichtsfeld des Okulars. Beim Durchschwenken vom einem zum anderen Objekt wird auch Pickering's Dreieck schön sichtbar. Absolutes Highlight dieser Nacht. Anschließend mit 9mm. Nicht so schön. Die Zartheit der Filamente verschwindet. Im 25mm ohne UHC gehen die schwächsten Teile im Himmelshintergrund unter.

22. Objekt: M17: Auch hier zeigt das 25mm mit dem UHC einen von weiten Ausläufern umgebenen Schwan. Im hellen Zentrum sind deutliche Dunkelstrukturen auszumachen.

23. Objekt: M16: Auch hier heller schöner Nebel in Form eines Adlers. Nicht so spektakulär wie M17.

24. Objekt: Sommermilchstraße im Schützen: Schöner Anblick von M6 und M7 im Feldstecher. Im Teleskop nicht besser. Beim Abgrasen der Sternwolken im Schützen tauchen eine Vielzahl von schwachen KSH auf. Dann der Tintenklecks. Schöner Dunkelnebel. Außerhalb ein OS. Der Pfeifennebel ist nicht so deutlich im Teleskop. Aber die ihn flankierenden KSH sind gut wahrnehmbar. M24 passt gar nicht ins Gesichtsfeld. M8 ist auch riesig.

25. Objekt: M20: Im 9mm spektakulärer Anblick. Riesiger Nebel. Dunkelschläuche sehr gut erkennbar. Einfach umwerfend.

26. Objekt: M22 & M13: Im 9mm super schön anzusehen. Bis ins Zentrum aufgelöst. Aus dem Zentrum stechen etwas abseits helle Sterne hervor. Ovaler KSH. Im direktem Vergleich mit M13 deutlich größer und heller. M13 hingegen scheint deutlich mehr "Arme" zu haben.


Mittlerweile rückt im Osten die Morgendämmerung heran. Nur ein Mitbeobachter ist noch da und packt schon eine ganze Weile ein. Die meisten müssen ja zurück nach Madrid, d.h. mindestens 1.5 Stunden Autofahrt zurück nach Hause. Ich habe es vergleichsweise nah. Nachdem alles verstaut ist, bin ich um 6.30 Uhr im Bett.


Anbei die SQM-L Werte der Nacht: 22:45 Uhr 21.3 im Zenit, 23:30 Uhr 21.40 im Zenit sowie 03:15 Uhr 21.48 im Zenit. Temperatur während der Nacht lag zunächst bei +10 zu Beginn der Morgendämmerung bei +3 Grad Celsius und die rel. Luftfeuchte entsprechend zwischen 50% - 83%. Ich war froh dass ich die Winterbekleidung mit dabei hatte.


Am nächsten Nachmittag präsentiert sich das Wetter wie am Vortag. Leider gelingt es mir nicht wie tags zuvor das frei verfügbare Wifi zu nutzen. Offenbar ist es überlastet. Ich beschließe noch eine Nacht dran zu hängen. Diese Nacht muss ich mir gegen den Tau etwas einfallen lassen. Am Ende der Beobachtungsnacht waren einige Sachen doch etwas nass. Die Okulare des Feldstecher und des Binoansatzes neigten bei Einsatz doch recht schnell zu beschlagen. Ich sollte die Sachen einfach nicht einfach im offenen Koffer legen, sondern diesen besser zuklappen auch wenn dies ein bisschen nervig ist. Leider sind die Batterien der Kamera auch schon leer und das Ladegerät ist in Deutschland vergessen worden. So wird es wohl keinen weiteren Fotos mehr geben. Das ist aber nicht schlimm, da der Beobachtungsort ja bereits hervorragend von mir ;) dokumentiert worden ist.

Am Folgetag habe ich erst mal bis weit nach Mittag ausgeschlafen. Anschließend habe ich die Notizen der Nacht gesichtet und digitalisiert. Die neueste Wetterprognose konnte ich - wie bereits erwähnt - nicht anschauen. Das Wetter schien aber zu halten. So beschloss ich noch eine Nacht zu bleiben. Interessant wären auch noch andere Orte gewesen. Der Pinar de Araceli ist aufgrund der langen Anfahrt nicht möglich. Mal abgesehen von der Tatsache, dass ohne bekannte Wetterprognose hinzufahren idiotisch ist.

Der Tag verging wie im Flug. Auch Dank der Tatsache, dass ich diesen Bericht verfasse. Ich beschäftige mich auch mit dem Gedanken, mal etwas zu zeichnen, um die Beobachtungseindrücke dauerhafter "abzuspeichern". Insbesondere die Tatsache, dass bestimmte Objekte wie M51 oder M101 bei längerem Studium z.T. ein anderes Aussehen erhalten, als bei nur kurzer Beobachtung.

"Casa Sole" in Caracenilla


Gegen 20.30 Uhr geht es los. Ca. 21 Uhr MESZ geht die Sonne unter. Diesmal bin ich allein. Es ist Sonntag. Zunächst ziehen Wolken am Südosthorizont entlang. Sie kommen schließlich näher aber scheinen sich aufzulösen. Es weht ein schwacher Wind aus Westen. Die Luftfeuchte klettert schnell auf 50%. Die Grillen zirpen aus den umliegenden Weizenfelder. Die Mücken beginnen schnell an zu nerven. Sie sind recht groß, so dass man Sie im Landeanflug gut hören kann. Daher sind Sie wohl auch letzte Nacht nicht zum Erfolg gekommen. Bei mir zumindest nicht. Die Wolken lösen sich rasch auf. Der Plan ist zunächst wieder auf Galaxienjagd zu gehen. Später dann wieder die Sommerobjekte einstellen. Die schwache Mondsichel steht prominent am Westhimmel auf etwa gleicher Höhe wie Jupiter.


Die Beobachtungen gehen gegen 22 Uhr los. Zunächst die schmale Mondsichel im Bino. Dann Jupiter und Saturn. Leider ist das Seeing nicht sehr gut. Temperatur liegt bei angenehmen 14 Grad Celsius. Obwohl der Mond noch nicht untergegangen ist, wird im Zenit vom SQM-L schon ein Wert von 21.36 (gemittelt) angezeigt. Das sieht nach Bestbedingungen für diesen Platz aus!


1. Objekt: M3: Nahezu kreisrunder Kugelsternhaufen. Etwas abseits der Mitte tritt ein deutlicher hellerer Stern aus dem Zentrum hervor. Erinnert ein bisschen an M13. Lässt sich bis ins Zentrum auflösen.


Im Süden ziehen vereinzelt kleine Wolkenfetzen durch. Sie sind dunkler als der Nachthimmel. Dass mit den Wolken sollte diese Nacht doch noch ein Problem werden.


2. Objekt: M104. 65x: Direkt gefunden. Helle spindelförmige Gx mit Staubband. Bei 114x ist das Staubband auffällig. Staubband liegt nicht genau auf der Längsachse sondern ganz leicht versetzt. Auch im 10x50 Feldstecher direkt auffällig sichtbar.

3. Objekt: M51: Besser als gestern. Es tauchen am Himmel immer wieder kleine Wölkchen auf. Sie stören aber nicht.

4. Objekt: M106 114x: Zwei große sichelförmige gegensätzlich angeordnete Spiralarme sind sofort auffällig. Sehr große helle Gx. Westlich eines kleinen Stern eine weitere zigarrenförmige schwache Gx.

5. Objekt: NGC 3227& 26 114x: Zwei relativ kleine Gx. Die größer, NGC 3227, hat sternförmiges Zentrum. Beide sind elliptisch wobei NGC 3226 kleiner ist und einen diffusen Kern hat. Abseits des Kerns erscheinen beide diffus. Einfach auffindbar.

6. Objekt: HCG 61 - "The Box": Zunächst recht schwierig zu sehen. Dann aber indirekt leicht auszumachen. 4 Gx sichtbar, die ein Rechteck bilden.

7. Objekt: M85: Helle und große diffuse Gx mit hellem Zentrum. NO weitere schwache GX. Im 10x50 Fernglas einfach sichtbar.

8. Objekt: M100: Große diffuse Face On Gx. Indirekt sind Spriralarme erkennbar. Diffuser heller Kern.

9. Objekt: M98: Helle zigarrenförmige große Gx mit diffusem kaum helleren Zentrum.

10. Objekt: M99: Rel. helle GX mit diffusem hellen Kern. Ansätze von Spiralarmen indirekt mit Mühe sichtbar. Etwa 0.5 Grad nördlich befindet sich eine Miniaturausgabe der Heringsgalaxie.


Mittlerweile wird der Himmel richtig gut. Das SQM-L klettert auf 21.53. Um den Polarstern sind es auch noch 21.46. Die Sommermilchstraße quillt über den Osthorizont. Die Sternenwolken im Schwan, im Schild sind richtig gut sichtbar. Beeindruckend für das bloße Auge. Das sind nun wirklich sehr gute Bedingungen. Daher beschließe ich nochmal die "Stars" M51 und M101 einzustellen.


11. Objekt: M51 & M101: Deutlich besser als vor ein paar Stunden. Die Spiralarme treten jetzt deutlicher hervor. Die Gx stehen auch noch beide nahe dem Zenit. Der Himmelhintergrund ist bei AP 3mm jetzt deutlich dunkler. Fast schon ist schwarze gehend. Das SQM-L liefert exakt für die Himmelregion gemittelt 21.53. Im Vergleich zum Pinar, wo ich trotz der geringen Höhe über dem Horizont bei Bestbedingungen und SQM-L Werten, die nochmals einen Ticken besser waren, M51 vor einem pechschwarzen Himmelhintergrund beobachten. Dabei waren die Spiralarme direkt auffällig und plastisch sichtbar. Das Problem bei solchen Beobachtungen ist, dass ich beim Vergleich im Nachhinein oft zweifele, ob dies nicht zumindest teilweise Einbildung war. Bei M51 war es definitiv nicht der Fall und es ist interessant in einer Nacht mit kurzem Zeitabstand die Auswirkungen der Himmelsqualität an den Objekten nachvollziehen zu können. Um es auf den Punkt zu bringen: Unter mittelmäßigen Bedingungen muss man sich die Beobachtung schwer erarbeiten, insbesondere an M51 & M101. Die Spiralarme sind zwar bei aufgehelltem Himmel zwar diffus sichtbar aber lassen sich nur indirekt gut unterscheiden. Dabei scheint die Gx ihr aussehen zu verändern. Vergleicht man Zeichnungen unterschiedlicher Beobachter von M51 miteinander, so scheinen sich diese oft deutlich zu unterscheiden. Keine Ahnung ob dies der Grund ist, aber im "direkten" Vergleich der Beobachtungen scheint es mir so. So gleichen einige Zeichnungen einer "Mohnschnecke". Andere hingegen zeigen M51 hingegen elongierter mit "weniger" Spiralarmen. Die Form und deutliche Unterscheidung der Spiralarme lassen sich offenbar bei dunklerem Himmel besser wahrnehmen.


Mittlerweile werden die Wolken immer mehr. Sie ziehen von Westen heran und stören vor allem dort die weitere Beobachtung. Daher schwenke ich nach Osten auf den Ringnebel. Im Südwesten, vermutlich in Huete, steigt dann wieder ein Feuerwerk. Nach 10min ist das Ganze vorüber.


12. Objekt: Ringnebel bei 178x: Im 120 Grad Okular eine Pracht. Sehr hell. Innenbereich ebenfalls deutlich heller als der Himmelshintergrund.

13. Objekt: M97: Zunächst bei 65x. Kreisrunder diffuser Nebel zusammen mit Gx in einem GF einfach sichtbar. Bei 114fach und OIII Filter werden die "Augen" indirekt schwierig sichtbar. Leider kann ich auf dieses Objekt nur einen kurzen Blick werfen, da weitere Wolken durchziehen.

14. Objekt: PANSTARRS: Gestern hatte ich in der Beobachtungshektik vergessen den Kometen auch im Teleskop einzustellen. Gegenüber dem Vortag hatte ich den Eindruck, dass der Komet im Feldstecher an Helligkeit abgenommen hat. Bei 65x im Teleskop toll sichtbar. Wie bereits gestern im Feldstecher zeigt sich ein diffuser Kern mit zwei nahezu 180 Grad abgehenden Schweifen. Einer ist etwas heller.

15. Objekt: Barnard 142 & 143: Genial! Dunkelwolkenkomplex komplett bei 65x in einem GF sichtbar.

16. Objekt: M24: Bei 65x passt M24 nicht ins gesamte GF. Tolles Sternfeld. Sehr schön hier Barnard 92. In der Mitte steht ein alleinstehender Stern.

17. Objekt: Pfeifennebel: Bei 65x sind die Dunkelstrukturen besser als gestern aber widerum nicht so gut wie im Feldstecher zu sehen. Vermutlich wegen der Größe des Dunkelnebels. Im Feldstecher hingegen phänomenal. Sogar der KSH NGC 6316 schon im Feldstecher als Wölkchen erkennbar. Der Pfeifennebel zeigte sich so kontrastreich, dass er von den unterhalb durchziehenden dunklen Wolken kaum zu unterscheiden.


Die Wolken haben jetzt fast den ganzen Himmel bedeckt. Stelle ich ein Objekt ein, sind sie kurze Zeit auch schon da. Das ist wirklich Schade, da durch die Lücken ein wirklich hervorragend transparenter Nachthimmel hervor scheint. Und das bis zum Horizont. Die Kollegen hatten auf jedenfall Recht ;) Hier geht, wie man heute Nacht gesehen hat, deutlich mehr (als gestern). Schade nur, dass am Ende die Wolken dominierten und ich den transparenten Himmel nicht intensiver nutzen konnte. Mittlerweile ist es auch schon 05 Uhr und ich beschließe zusammenzupacken. Als die Morgendämmerung beginnt, bin ich soweit und komme nach kurzer Fahrt um 6 Uhr etwas früher als gestern an und damit auch etwas früher ins Bett.

Wieder zwei gute Beobachtungsnächte in Spanien. Insgesamt habe ich schon sieben Tage dieses Jahr hier beobachtet und nur zwei in Deutschland. Am Ende hat es sich gelohnt das Teleskop mitzubringen und entgegen aller schlechten Vorhersagen abzuwarten und jede Chance zu nutzen. Zwar konnte ich diesmal nicht an meinem Lieblingsbeobachtungsplatz spechteln, aber so ist das nun mal. Schön wäre es auch gewesen neue Beobachtungsplätze in Cuenca mit besseren Bedingungen zu nutzen. Von den Mitspechtlern konnte keiner definitiv einen Platz empfehlen. Die im Internet bekannten wie der Campingplatz in Las Majadas ist lt. den Mitbeobachtern nicht zu empfehlen, da hier die ganze Nacht Festbeleuchtung ist. So bleibt dies ein Thema für die Zukunft. Alles in Allem insgesamt zwei schöne Nächte in Bonilla. Der Platz bietet eine sehr gute Sicht nach Süden, sogar unter den mathematischen Horizont. Die Lichtglocken am Horizont machten sich aufgrund der sehr guten Bedingungen kaum negativ bemerkbar. Wichtig ist gute Winterbekleidung um eine Beobachtungsnacht voll nutzen zu können. Ich war tatsächlich überrascht, wie kalt es zu Beginn der Morgendämmerung war. Zwar war es gefühlt wärmer als im Januar, was wohl daran liegt, dass der Boden noch Wärme abstrahlt.

Noch ein paar kurze Bemerkungen zu den umliegenden Dörfern. Bonilla und Caracenilla haben nur noch sehr wenige permanente Einwohner. Lt. dem Ehemann der Wirtin, sind es in Caracenilla ca. 52 Personen und in Bonilla selbst weniger als fünf. Trotzdem werden in Caracenilla die Kircha mit Flutlicht angestrahlt. Der Mitbeobachter vom Samstag meinte, dass er dies beim Bürgermeister bereits angesprochen habe. Er argumentierte mit den Stromkosten. Dies sei aber gar kein Problem lt. Bürgermeister, da der dafür notwendige Strom aus regenerativen Energien der Gemeinde vor Ort erzeugt werde. In Madrid wird bereits an Eurovegas gebaut; einem riesigen Vergnügungsviertel nach dem Vorbild von Las Vegas. Zum Glück auf der von Bonilla aus gesehen abgewandten Seite. Dennoch ist davon auszugehen, dass dies auch auf den Himmel von Bonilla in einigen Jahren, wenn der Bau fertiggestellt ist, negative Auswirkungen haben wird.


Letzte Änderung: $Date: 2013/05/26 19:42:09 $