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Zwei Beobachtungsnächte im Pinar de Araceli

Dies sollte das erste Jahr sein, wo ich die Weihnachtsfeiertage in Spanien verbringen sollte. Bis zuletzt habe ich gezögert, da die Flugpreise jenseits von Gut und Böse lagen. Dann entschied ich mich doch gegen einen guten Teil des deutschen Winters und düste drei Wochen runter. Im Januar und im August war ich bereits hier und habe insgesamt fünf Nächte unter traumhaft gutem Himmel beobachten können. Diesmal sollte ich nicht soviel Glück haben. Als erstes ging es nach Madrid zu Verwandten. Mit dem Auto dann wenige Tage später weiter nach Valencia. Angekündigt war übrigens zwei Wochen lang Regenwetter. Allerdings sorgte am 28. und 29. Dezember ein Zwischenhoch für klare Sicht. Am 05.01. ergab sich erneut eine Möglichkeit. Danach zog es wieder zu. Wie immer stand ich vor zwei alternativen Beobachtungsplätzen: Bonilla oder der Pinar de Araceli. In der Regel sind die Bedingungen für gutes Wetter in Bonilla deutlich besser. Dies liegt an der speziellen Lage im Hochland von Zentralspanien. Hier ist die Wahrscheinlichkeit auf klaren Himmel in der Regel am höchsten, denn der Pinar liegt deutlich höher und überragt die umliegende Landschaft und sorgt so dafür, dass auch die Wolkenbildung höher ist.


Ich habe als der Wetterdienst die Wolkenlücke vorhersagte ewig überlegt, wohin ich fahren sollte. Bonilla versprach insgesamt sogar zwei klare Nächte hintereinander zu haben, der Pinar allerdings nur eine. Ich hatte aber auch keine Lust die ganze Wegstrecke zurück nach Madrid zu fahren. Da ich Bonilla dieses Jahr im Januar bereits besucht hatte, wusste ich, dass dort nachts häufig der Taupunkt erreicht wird. Dies wurde von Meteoblue auch vorhergesagt. Auf ein Zutauen des Fangspiegel und auf klatschnasse Sachen hatte ich keine Lust. So entschied ich mich schließlich eine Nacht ausfallen zu lassen und direkt zum Pinar am folgenden Tag zu fahren. Am Abend prüfte ich weiterhin die Wetterbedingungen und wie so oft sollte sich das Wetter am Pinar doch früher als gedacht verbessern.

Anblick der Landstraße aus Richtung Murcia bzw. Valencia. Der schneebedeckte Gipfel ist der Berg Sagra mit über 2300 m üNN.

Am 29. Dezember ging es dann gegen Mittag bereits los. Da dies ein Sonntag war, gab es so gut wie kein Verkehr. Die Fahrt dauert länger als ich ursprünglich dachte. Schliesslich kam ich gegen drei Uhr nachmittags noch im Dorf an. Das Restaurant meines Hostals war brechend gefüllt. Trotzdem muss ich was essen und so wurde noch schnell das Mittagessen nachgeholt. Das Personal hat mich wieder erkannt und hat mich freudig begrüßt. Gegen 16:30 Uhr ging's dann mit zusätzlichem Proviant weiter. Draußen waren bereits die schneebedeckten Gipfel der Sierra de Segura zu sehen. Wie weit es da heute hinauf gehen sollte und ob mein bisheriger Beobachtungsplatz zugänglich war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Der Plan war einfach hochzufahren um zu schauen und gegebenenfalls auf einen anderen Platz auszuweichen. Ab etwa 1400-1500 m Höhe tauchen plötzlich vereinzelt Schneefelder am Straßenrand auf. Am Puerto de Pinar auf circa 1600 m wird fast eine geschlossene Schneedecke draus. Die Straße ist aber weiterhin frei und trocken. Es scheint ja sowas wie einen Winterdienst zu geben. Ich wollte ursprünglich bis in die maximalen Höhenlagen der Sierra fahren um noch einmal ein geringerer geniales Panorama der Aussicht zu machen. Offenbar schien das möglich. In Anbetracht der Zeit entschied ich mich jedoch dagegen.

Der Beobachtungsplatz diesmal an der bekannten Viehtränke. Die Weiterfahrt war wegen Schnee nicht möglich.

Kurz vor der Abzweigung zum Beobachtungplatz tauchen plötzlich Schafe auf der Straße auf. Durch die tief stehende Sonne sind sie nicht gerade einfach zu erkennen. Am Feldweg, der zu meinem Beobachtungsplatz führt angekommen, muss ich erkennen, dass dieser womöglich nicht befahrbar ist. Er ist schneebedeckt , aber ich versuche dennoch bis zur Viehtränke, circa 100 m entfernt, zu kommen. Die tief stehende Sonne macht es mir fast unmöglich den Weg und die Spur zu erkennen. So gerate ich in Matsch und bleibe stecken. Ich lass den Wagen zurückrollen und steige kurz aus die Lage neu einzuschätzen. Dann nehme ich noch mal Anlauf und fahre relativ leicht auf die Bergkuppe und lass den Wagen vor einem geschotterten Platz, der frei von Matsch ist, stehen. Anschließend betrachte ich den weiteren Weg und versuche mir einen Eindruck machen, ob dieser weiterhin befahrbar ist. Leider ist der Weg komplett verschneit und obwohl die Schneedecke recht griffig ist, wage ich es nicht den Weg weiter mit dem Auto zu fahren und beschließe daher hier zu bleiben. Auf dem letzten Metern war mir ein Mann zu Fuß entgegengekommen und ich öffnete das Fenster um ihn kurz zu begrüßen. Er reagierte etwas mürrisch aber grüßte schließlich zurück. Er scheint der Besitzer des Jeeps zu sein der unten am Eingang des Feldweges gepackt hatte. Ich versuche mich immer mit den Leuten hier oben gut zustellen, kurz zu sprechen, um eventuelle Probleme zu erkennen und gegebenenfalls auszuräumen. Im Sommer ist dies unbedingt notwendig, da hier die Waldbrandgefahr sehr hoch ist. So sprach ich auch vor zwei Jahren mit dem Forstverwalter, der während der Sommermonate bis um Mitternacht unweit auf einem Aussichtsturm Ausschau nach Feuer hält. Er kann mich von seinem Turm aus leicht beobachten und dürfte durchaus nachts von mir Notizen nehmen. Nachdem ich mich ihm vor zwei Jahren vorgestellt hatte und ihn um Erlaubnis gebeten habe, hat er mir versichert, dass es kein Problem geben und der Wald und auch die Wirtschaftswege für jedermann zugänglich seien. Wichtig ist dass man nachts hier nicht raucht oder gar ein Feuer macht, denn das könnte hier neben der Gefahr einen Waldbrand auszulösen sicher zu großem Unmut führen. Ich schoss zunächst noch kurz ein Foto um den Beobachtungsplatz kurz zu dokumentieren. Kaum war ich fertig, kam der unten geparkte Wagen herauf gefahren. Der Wanderer von eben stieg aus und erklärte mir freundlich, das es keine gute Idee sei hier heute Nacht zu bleiben. Er gab sich als Wanderer aus und wies darauf hin dass der Schneematsch auf dem Weg nachts zu einer Eisfläche werde und das Befahren dadurch sehr gefährlich sein. Der Schnee war relativ konsistent und griffig, etwa so wie Firn. Daher erklärte ich ihm, das ich aufpassen werde und entschied mich, hier zu bleiben. Ich hatte einen Kleinwagen mit Sommerreifen und war mir durchaus der Gefahr bewusst, aber dachte sie richtig einschätzen und bewerten zu können. Ich scherzte, und fragte ihn, ob er morgen mich im Fall der Fälle hier wieder raus holen würde. Er fand das wohl weniger witzig und erklärte mir, dass er morgen nicht hier sein und mir daher auch nicht helfen könne. Wir verabschieden uns schließlich und ich begann mit dem Aufbau. Der gestaltete sich recht schwierig, da die Sonne bereits untergegangen war und ich das Teleskop zum ersten Mal aufbauen musste. Der Aufbau ging eher schlecht vonstatten, da ich zunächst vergaß die Gummibänder richtig anzubringen und anschließend nach der Korrektur des Fehlers den Hut falsch herum montierte. Dann war es doch irgendwann geschafft und das Teleskop stand. Nun war's auch dunkel genug um mit dem Laser das Teleskop zu justieren. Überrascht stellte ich fest, dass bis auf eine kleine Korrektur des Fangspiegels am Hauptspiegel praktisch nichts verändert werden musste. Die ganze Prozedur dauerte nur kurz und ich war froh, das jetzt auf einmal alles lief.


Ich wunderte mich beim Festschrauben der Stangen, dass ich eine Stange dabei hatte, die an einem Ende leicht verbogen war. Dies war eigentlich eine Stange, die für die Binobeobachtung eingesetzt wird, da ein Stangensatz in diesem Fall etwas kürzer sein muss. Das war mir seltsamerweise beim letzten trockenen Aufbau zu Hause ebenfalls aufgefallen. Aber ich schaute nicht nach und nahm an, dass dies der richtige Stangensatz für die monookulare Beobachtung sei, da ich den anderen, d.h. den für das Bino, in der letzten Zeit nicht benutzt habe. Ein Bino hatte ich natürlich auch nicht dabei, wie auch nicht die entsprechende Verlängerungshülse, die benötigt wird, um mit den "normalen" Okularen in den Fokus zu kommen. Also machte ich erst mal weiter und holte die Okulare raus, um einen ersten Blick auf den sich mittlerweile prächtig bietenden Sternenhimmel zu werfen. Zuvor gönnte ich mir noch kurz ein halbes Glas Heidelbeermarmelade, was mittlerweile fast zu einem Beobachtungsritual geworden ist.


Als ich das Übersichtsokular in den Okularauszug gesteckt hatte und fokussierte, erschrak ich. Ich kam mit dem Okular nicht in den Fokus! Jetzt wurde mir schlagartig klar, das ich den falschen Stangensatz eingepackt hatte. Wie das passieren konnte, war mir völlig unverständlich. Wie auch immer - jetzt stand ich hier und mein Herz war mir in die Hose gerutscht. Völlig fassungslos ging ich die mir sich gebotenen Möglichkeiten durch. Es blieb eigentlich nur eine: Die Nacht komplett nur mit dem Feldstecher beobachten! Bevor ich das Teleskop wieder abbauen wollte, versuchte ich die Okulare - bis zum maximal möglichen - aus dem Auszug rauszuziehen. Erstaunlicherweise kam ich bei allen Okular wenn auch knapp in den Fokus. Damit war die Beobachtungsnacht gerettet. Beim Blick Richtung Westen hatte ich zuvor schon bemerkt, dass sich leichte Quellwolken bildeten. Die Luftfeuchtigkeit war entsprechend hoch. Dennoch machte mich das kaum nervös, da die Luftfeuchtigkeit gemäß verschiedenen Vorhersagen bis zum Morgen extrem fallen sollte. Zum Einbruch der astronomischen Dämmerung war ich schließlich zur Beobachtung bereit.

1. Nacht - 29.12.2013 - PDA von 19.30 bis ca. 06:00 Uhr

Beobachtungsplatz lag in einer Mulde. Dadurch wurden im Süden beziehungsweise im Norden circa 5-10° durch den Horizont verdeckt. Über mir zeigte sich zunächst die Herbstmilchstraße, später die Wintermilchstrasse. Das Zodiakallicht und die Lichtbrücke waren eindrucksvoll zu sehen.


Klar mit hoher Luftfeuchtigkeit. Beginn der Beobachtung um circa 19:30 Uhr. Um 19:00 Uhr Aufgang von Jupiter, und Untergang von Venus.

Erste Objekte: Plejaden, Hi & Chi, Abell 2 mit und ohne Filter war gut und leicht zu erkennen.


Abell 3: an der richtigen Stelle ist ein Stern mit OIII-Filter zu sehen. Immer wieder wird ein nebeliger Eindruck vorgetäuscht, der aber bei anderen Sternen ebenfalls erscheint. Sowohl bei 114 und 56 fach und OIII-Filter kann ich nichts eindeutiges erkennen.


Mittlerweile ist das Teleskop von einem Eispanzer überzogen, der für einen kurzen Moment auch den Fangespiegel hat leicht beschlagen lassen. Dieser wird von Zeit zu Zeit mit der Hand kurz aufgewärmt. Schließlich benötigt er keine weitere Unterstützung mehr, was zeigt, dass die Luftfeuchtigkeit offenbar sinkt. Dummerweise sind die Scheiben des Autos sowohl von außen wie auch von innen bereits vereist.


Abell 7: Relativ schnell gefunden. Sternfeld zweifelsfrei identifiziert. Zunächst nichts zu sehen. Aber dann, nach mehrmaligem schauen mit unterschiedlichen Vergrößerungen, 56 und 114 fach mit OIII-Filter den hellsten hantelförmigen Nebel Teil als geisterhafte runde, strukturlose Aufhellung indirekt mehrfach aufblitzen sehen. Nicht ständig zu halten. Galaxie MCG-3-1358 bei 114 fach ohne Filter nach relativ kurzer Beobachtung indirekt blickweise immer wieder gesehen. Linsenförmig und relativ klein. Ist einfacher zu sehen als der Nebel selbst. Bin etwas überrascht über diese Tatsache. Vom restlichen riesigen Nebelgebiet konnte ich nichts weiter erkennen.


Hier mache ich meine erste Beobachtungspause und schlüpfe auch in meine Winterstiefel, da die Joggingschuhe jetzt doch etwas kalt werden. Ich habe insbesondere beim letzten Objekt mit der Augenklappe und dem Beobachtungsstuhl gearbeitet. So habe ich das linke Auge, mit dem ich üblicherweise nicht beobachte, die Sternkarten gelesen und so dem rechten Auge eine Pause verschafft und verhindert das die Dunkeladaption verloren geht. Die intensive Beobachtung von ca. einer Stunde pro Objekt macht den Beobachtungsstuhl unentbehrlich. Er hilft eine bequeme Beobachtungshaltung einzunehmen. Um möglichst keinen Fremdlicht ins Auge einfallen zu lassen, stülpe ich die Kapuze über den Kopf und das Okular. Die umliegenden Schneefelder sind nämlich relativ hell und stören so bei der Beobachtung.


Abell 15: kurioserweise mit relativ hoher Vergrößerung (9 mm Okular bei 180 fach) aufgesucht und schnell gefunden. Zuvor habe ich damit den Kugelsternhaufen M79 im Sternbild Lepus beobachtet. Es zeigt sich nach längerer Beobachtung schließlich ein sehr kleiner runder Nebel ohne Zentralstern. Bildet mit zwei Sternen ein gleichseitiges Dreieck.


Abell 21: Medusa Nebel. Wahrscheinliche Doppelbeobachtung. Großer sichelförmiger Nebel. Im Inneren sind einige Sterne zu sehen. Der Nebel zeigt im Inneren Strukturen in Form von Knoten und helleren Filamenten. Ein Ende der Sichel ist deutlich heller. Sichelform nach außen scharf begrenzt. Habe diesen Nebel nicht intensiver beobachtet, da ich mir sicher war dass ich ihn bereits ausgiebig im letzten Oktober auf La Palma beobachtet hatte.

Bemerkung: Es handelt sich tatsächlich hier um eine Doppelbeobachtung. Erstmals im Oktober 2013 beobachtet, aber im Bericht leider nicht verzeichnet. In meinen Beobachtungsaufzeichnungen fälschlicherweise auch als Abell 20 gekennzeichnet.


Abell 18: Nach intensiver Beobachtung taucht indirekt ein kleiner runder Nebel ohne Zentralstern auf. Sehr schwach, kann nicht ständig gehalten werden. Blitzt aber immer wieder indirekt schwach auf. Ähnlich groß wie Abell 15.


Abell 30: Diffuses Glimmen um einen schwachen Stern. Typischer Abell. Bei 114 fach und OIII-Filter nichts zu sehen. Erfolg dann schließlich bei AP 5.6 und 56 facher Vergrößerung mit OIII-Filter.


Abell 31: Bei 56 fach und OIII-Filter erscheint ein schwaches Glimmen um einen Stern. Bei genauer Beobachtung scheint dies auch ein "Doppelstern" zu sein. Im Nebelgebiet sind weitere sehr schwache Sterne zu erkennen. Nebel ist sehr gross und rund ohne Struktur. Scheint zum Zentrum hin heller zu werden. Relativ einfach zu sehen.


Mittlerweile ist es 4:30 Uhr am Morgen. Die zuvor stark vereisten Scheiben des Autos und auch Teile des Teleskops sind wieder eisfrei geworden. Offenbar ist die Luft deutlich trockener als zu Beginn der Nacht. Im Nachhinein wurde eine Luftfeuchtigkeit am etwa 100 km entfernt liegenden Carlar Alto bei 20 % gemessen. Ich mache erst mal eine weitere Beobachtungspause und gönne mir das zweite Teil meines Brots mit Serrano-Schinken. Dazu ein Schluck aus der Wasserflasche, aus der mir schon Eisbrocken entgegenkommen.


Von der Straße her kommen häufiger Geräusche vorbei fahrender Autos. Zunächst glaube ich, dass sie gleich hier auftauchen und gehe vorsorglich in Deckung. Aber je häufiger sich das wiederholt, desto entspannter werde ich, da natürlich niemand kommt. Es ist einfach diese Stille, die nur kurz von Tierlauten und gelegentlich von Flugzeugen unterbrochen wird. Ich überlegte, ob ich Abell 19 als nächstes Objekt ins Visier nehmen sollte. Laut Atlas sollte dies ein relativ leicht zu erkennender Abell-Nebel sein. Aber ich hatte bis jetzt keines der typischen und mir doch sehr am Herzen liegenden Winterobjekte eingestellt. Darüber hinaus schaute ich mir das Sternenfeld an, in dem der Nebel aufzufinden war. Ich hatte es hier mit einem reichen Milchstraßenfeld zu tun und anhand der Karten schien das Aufsuchen sicherlich mühsam. Zum Aufsuchen benutze ich eine Kombination aus klassischem papierhaften Atlas, sowie die Triatlas App für das iPhone/iPod. Im Vorfeld suche ich mir die entsprechenden Kartenteile und die Stelle in der Triatlas App im Vorfeld raus, so dass ich vor dem Aufsuchen mich nicht noch mit der Recherche beschäftigen muss. Ich finde daher die Objekte relativ schnell. Da die Abell Nebel dieser Nacht an der Wahrnehmungsgrenze liegen, beobachte ich sie sehr intensiv. Im Schnitt wohl länger als etwa eine Stunde pro Objekt.


So entschied ich mich die Abell-Funzeln und damit auch Abell 19 ruhen zu lassen und widmete mich den typischen Winterobjekten: Rosettennebel, am M46 + 47. NGC 2438 sehr deutlich ohne Filter als ringförmiger PN zu erkennen. Sehr eindrucksvoll. M 51,101, Leo-Tripplett, Sombrero Galaxie, Markarian's Chain. Mittlerweile war es 5:30 Uhr. Ich erinnerte mich daran, dass der Komet Lovejoy im Sternbild Herkules am Morgenhimmel erscheinen sollte. Teile des Herkules waren bereits aufgegangen, so dass ich mir den Feldstecher schnappte und den Horizont nach dem Kometen absuchte. Direkt über den östlichen Horizont war nach kurzer Suche der Komet zu sehen. Wunderschön!

Direkt über dem Horizont taucht er auf. Es ist ein sternartiges helles grünes Zentrum mit grüner Koma zu erkennen und ein bläulich schimmernder schwacher Schweif, der senkrecht über den Horizont etwa 1-2° aufragt. Im Teleskop bei 56 fach überragend. Abschluss einer grandiosen Beobachtungsnacht!

Gegen 6:00 Uhr packe ich ein und stelle fest, dass alle Scheiben vom Auto bis auf einen kleinen Rest an der Frontscheibe mittlerweile eisfrei sind. Eine halbe Stunde später ist alles verstaut und der Rückweg über den verschneiten Feldweg kann beginnen. Ohne Probleme erreiche ich die Straße und fahre vorsichtig in Richtung Dorf zurück. Auf der Fahrt hinter den nächsten Bergen erscheint der mittlerweile aufgegangene Mond kristallklar mit seinem aschgrauen Licht. Gegen 7:15 Uhr komme ich dort an und gönne mir an der Bar wie immer einen Cognac. Gegen 8:00 Uhr bin ich dann im Bett und erhole mich von dieser traumhaften Beobachtungsnacht. Für den nächsten Tag waren Wolken vorhergesagt, so dass ich mich darauf einstellte an diesem Morgen noch zurückzufahren. Für die weiteren Tage bis zum 6. Januar war kein weiteres Beobachtungsfenster in Sicht. Aber diese Nacht hat mich dafür entschädigt und mich darin bestärkt auch weiterhin jede Gelegenheit zu nutzen und das Teleskop bei Urlauben mitzunehmen.


Anbei weitere Messdaten: 21.11 um 19:30 Uhr, 21.42 um 20:00 Uhr, 21.50 um 0:30, 21:62 um 0:45 Uhr 21.57 um 04:00 Uhr, 21:50 um 06:00 und 06:35 Uhr. Alle Messungen im Zenit. Temperatur etwa bei -3 Grad. Mondaufgang war lt. Ephemeris Calendar um 04:45 Uhr.

2. Nacht - 05.01.2014 - PDA von 19:30 bis 06:00 Uhr

Überraschenderweise ergab sich erneut eine Beobachtungsmöglichkeit. Diesmal ging es aber auf die Nachbarseite der Sierra nach Santiago del la Espada. Der Wetterbericht hatte sich am Morgen positiver als am Tag zuvor gezeigt. Wichtig für die Entscheidung zu fahren war, dass unterschiedliche Wetterdienste, AEMET.es, eltiempo.es und meteoblue.com sich über den klaren Nachthimmel einig waren. Die Luftfeuchte sollte auch mitspielen. Zunächst jedoch regierte die Zirrusbewölkung. Sie sollte aber pünktlich mit Untergang des Mondes um 23:15 Uhr abziehen. Meteoblue.com sagte zudem ausgezeichnetes Seeing vorher. Das heißt bis zum Monduntergang kann man Mond & Jupiter sehr gut beobachten. Diesmal wollte ich früher aufbrechen...na ja. Also kam ich im Dorf sehr spät an und nach Aushändigung des Zimmerschlüssels und einer Cola an der Bar, ging es dann auch gleich wieder los. Die Anfahrt von hier zum Beobachtungsplatz ist mit 14 km deutlich kürzer als aus La Puebla de Don Fadrique. Das sollte sich nach der Beobachtungsnacht noch als Vorteil erweisen.

Blick von der Sierra in Richtung Dorf Santiago de la Espada

Blick vom Dorf Santiago de la Espada in Richtung Sierra

Der Beobachtungsplatz neben der Viehtränke

Am Beobachtungsplatz angekommen, zeigte sich dieser mit deutlich reduzierter Schneedecke. Dabei war der Weg stellenweiser aber vereist und es war äußerste Vorsicht geboten. Dennoch kam ich den kleinen Feldweg bis zum Viehtränke gut hinauf. Ich baute wieder auf dem Schotterplatz auf und bemerkte am Rand neben dem Auto eine kleine "Losung". Ich wollte sie auf jeden Fall wegschaffen, da die Gefahr dorthin einzutreten recht groß war. Da markierte ich die Stelle, indem ich den Barhocker drüber stellte. Ich hatte mir bezüglich des Malheurs der zu kurzen Stangen etwas überlegt und so begann ich rasch mit dem Aufbau. Ich hatte vor den Hauptspiegel etwas tiefer zu legen und so mehr "Platz" am Okularauszug zu bekommen. Das klappte auch. Zum Einbruch der astronomischen Dämmerung war das Teleskop aufgebaut und als erste Objekte wurden der Mond und Jupiter eingestellt.


Die Nacht begann um 19:40 Uhr. Es war windstill und der Himmel zunächst von recht starker Zirrusbewölkung überzogen. Circa +6 °C. Während der Nacht auf circa -1 °C fallend. Hohe Luftfeuchtigkeit.

Ich nutze die Zeit bis zum Monduntergang auch um mich zu stärken. Nach dem leckeren Schinkenbrot habe ich die restliche Heidelbeermarmelade vertilgt und mich dabei ordentlich bekleckert. So bin ich zur Viehtränke rüber und habe erst mal wieder meine Jacke gewaschen. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass die Flecken drauf blieben. Irgendwann habe ich schließlich mit dem Barhocker am Teleskop beobachtet. Dann fiel mir etwas später ein, dass ich mich auch um die "Losung" kümmern wollte. Als ich nachschauen wollte, war sie weg. Na toll, dann habe ich sie wohl mit meinen Stiefeln "aufgegabelt". Ich habe mir dann erst mal die Füße vertreten in der Hoffnung, dass ich sie wieder "ablegen" würde, die "Losung" natürlich.


Das Seeing war tatsächlich sehr gut. Jupiter zeigte sich blickweise sehr ruhig und die Strukturen ließen sich gut beobachten. So konnte ich den Meridiandurchgang des GRF beobachten. In der zweiten Nachthälfte sollte das Seeing sogar noch besser werden und damit noch bessere Jupiter Bilder liefern. Leider war der GRF schon auf der Rückseite verschwunden und Jupiter zeigte sich mit weniger spektakulären Oberflächendetails. Ein Problem zeigte sich sowohl bei der Mond als auch bei der Jupiter Beobachtung. Die Bilder waren eindeutig zu hell. Vor allen Dingen auf Jupiter waren die feinen Wolkenbänder in Richtung von Nord- und Südpol nicht so gut auszumachen, da sie vom Rest überstrahlt worden. Bei monookularer Beobachtung benötige ich unbedingt einen Graufilter.


Um 23:15 Uhr ging schließlich der Mond endlich unter. Die Zirren waren weitesgehend abgezogen, aber der Himmel noch milchig und aufgehellt. Es zeigten sich vor allem Richtung Osten und Südosten einige relativ helle Lichtglocken. Immerhin waren kurz vor und nach Monduntergang SQM-L Werte von 21.44 möglich.


Es ging zum letzten Abell dieser Beobachtungsnächte.


Abell 19: Bei 56 fach und OIII-Filter nicht zu erkennen. Bei 114 fach und OIII-Filter schließlich zeigt sich nach längerer intensiver Beobachtung ein zartes Glimmen um einen Stern. Keine Strukturen erkennbar. Indirekt nicht ständig zu halten. Typischer Abell.


Danach checkte ich noch Abell 33 und 35. Sie waren aber erst zum Ende der Nacht beobachtbar, wenn überhaupt. So vertrieb ich mir die Zeit mit einer Reihe von Standardobjekten: M42, M41 & "Running Man". Schließlich landete ich bei den zahlreichen offenen Sternhaufen im Sternbild Großer Hund. Die Luftfeuchtigkeit wollte auch nicht weichen, und so musste ich hin und wieder mit meiner Hand den Fangspiegel wärmen. Das Teleskop war mittlerweile klatschnass.


NGC 3262: unregelmäßiger Haufen mit sehr hellem Stern abseits des Zentrums.


NGC 2354: Bei 56 fach großer, lockerer unscheinbarer SH. Kaum auffällig in der sternreichen Wintermilchstrasse.


NGC 2359 - "Thor's Helm": Schon ohne Filter auffälliger großer Nebel. OIII und UHC bringen nochmal deutlich mehr Kontrast. Sieht tatsächlich aus wie ein auf dem Kopf stehender Helm wobei weitere Nebelfilamente von ihm abgehen.


NGC 2367: N-S ausgerichteter unscheinbarer SH mit wenigen Sternen. Sieht aus wie eine Rakete bzw. "Space Shuttle" aus. Dabei besteht die Spitze aus deutlich helleren Sternen.


NGC 2374: Unscheinbarer, lockerer recht großer SH. Geht in der Wintermilchstrasse unter. Unklar wo der SH aufhört.


NGC 2382: Kleiner, runder Nebel mit Helligkeitszunahme zum Zentrum hin.


Ich überprüfte mal wieder den Fangspiegel und stellte dabei fest, dass dieser wieder leicht beschlagen war. Beim Blick auf den Hauptspiegel sah ich zudem, dass dieser ebenfalls betroffen war. Hier war offensichtlich eine Wolke aus Süden kommend durchgezogen. So war zunächst die südliche Wintermilchstraße gestorben. Das SQM-L zeigte auch nie zuvor gemessene Spitzenwerte über 22.0 an. Leider lag dies nicht am Himmel, sondern an der Tatsache, dass das Gerät von Ihnen beschlagen war. In der Hosentasche aufbewahrt, zeigte er es anschließend wieder nachvollziehbare Werte um 21.53 an. Bis sich der Hauptspiegel wieder fing, vergnügte ich mich daher mit Jupiter. Dass Seeing war ausgezeichnet und so konnte ich viele Details in der Atmosphäre erkennen. Leider war kein Highlight, d.h. der GRF oder ein Mondschatten zu sehen. Der GRF war bereits entschwunden. Nach etwa 20 Minuten war der Hauptspiegel wieder frei und so warf ich einen Blick auf die mittlerweile sehr hoch stehenden Galaxien.


Zunächst schaute ich mir einige im Großen Wagen an, wie M97 & 108. HCG 50 konnte ich nicht sehen. M109 ist für ein Messier-Objekt relativ schwach zu sehen. Anschließend ging es in die Coma Berenices und den Löwen um weitere Galaxien anzuschauen. Dies waren unter anderem das "Triplett", sowie NGC 4631, 4656 + 57. Dabei fiel mir auch eine relativ helle haarnadelförmige Galaxie mit leichtem Bulge auf. Konnte Sie aber mit Atlas nicht eindeutig identifizieren.


Mit dem Wechsel zum 25 mm Übersichtsokular fiel mir auf, dass der Himmelshintergrund für die große Austrittspupille (5.6 mm) überraschend dunkel war. Ich dachte zunächst wieder daran, das der Haupt- beziehungsweise Fangspiegel beschlagen sind, obwohl diesmal die Sterne keinerlei Hof zeigten. Beim Blick auf den Sternenhimmel zeigt sich dieser sehr, sehr dunkel und auch am Horizont, vor allem in Richtung Osten, wo vorher Lichtglocken erkennbar waren, sind diese komplett verschwunden. Schnell griff ich zum SQM-L und tatsächlich: es wurden Spitzenwerte knapp über 21.7 im Mittel gemessen. Leider war die Nacht fast zu Ende. Und da auch der Fangspiegel bereits wieder angetaut war, beschloss ich schließlich um 6:00 Uhr zusammen zupacken, obwohl eigentlich noch eine halbe Stunde gehen sollte. Als letztes Objekt wurde M13 eingestellt. Ein letzter Blick auf den Sternenhimmel zeigte unter anderem auch das Sternbild Leier, dass bereits wieder vollständig aufgegangen ist.


Messwerte: 19:40 Uhr 20.70, 20:30 Uhr 21.03 bei +1 später -1 Grad Celsius Celsius, 21:15 Uhr 21.13, 22:45 Uhr 21.19. 23:00 Uhr 21.44. Alle Messungen bei Mondschein Phase fast 1/4 Viertel. Monduntergang um 23:15 Uhr. Milchstraße trotz Mondschein schwach sichtbar. Seeing excellent. 03:30 Uhr 21.53. 05:30 Uhr 21.70.


Ein Blick auf die Umgebung zeigte, dass der Boden deutlich aufgehellt war. Es schien fast, als ob der Mond aufgegangen war. Dies aber war unmöglich, und bei näherer Betrachtung zeigte sich, das der Boden von einer dicken Schicht Raureif überzogen war. Gleiches galt für das Auto, wo ich erst mal die Scheibe frei kratzen musste. Anschließend ging es, nachdem ich alles zusammen gepackt hatte, im Schneckentempo den Feldweg hinunter. An der Straße angekommen, schien diese, wie mit Diamantenstaub überzogen, zu glitzern. Oh nein! Im Schneckentempo ging es weiter. Zum Glück hatte ich nur einen kurzen Weg vor mir und so traf ich nach einer sehr, sehr vorsichtigen und langsamen Fahrt schließlich im Dorf ein.


Nach zu wenig Schlaf, klopfte es schließlich um die Mittagszeit an meiner Tür. Es wurde gefragt, ob ich noch eine Nacht bleiben würde oder nicht. Hintergrund sei, dass gleich die Putzfrau kommen würde, um das Zimmer zu reinigen. Eigentlich hatte ich an Vortag geklärt, dass ich auch ohne Probleme länger bis zum Nachmittag schlafen könnte. Aber leider hatte sich das wohl nicht rumgesprochen. Ich stand also auf und duschte und checkte nebenbei die neuesten Wetterprognosen. Diese kündigten für die nächste Nacht Zirrusbewölkung an, so dass ich mich schon - wie am Vortag bereits vermutet - damit abfand, dass dies tatsächlich die letzte Beobachtungsnacht gewesen sein sollte. Also verlasse ich das Zimmer und frühstücke noch in der Bar um anschließend, nachdem ich die Rechnung bezahlt hatte, wieder Richtung Sierra aufzubrechen, mit dem Ziel noch ein paar Schnappschüsse zu machen. Der Himmel war tiefblau und die Temperaturen aufgrund des Sonnenscheins sehr angenehm. Am Fuße der Sierra angekommen, sah ich, dass der Winterdienst hier ordentliche Arbeit geleistet hatte, denn die Straße war mit einer dicken Salzschicht überzogen. Ich hatte vor bis an den höchsten Punkt, der mit dem Auto erreichbar, den Puerto de la Losa, zu fahren, um Fotos von hier oben zu machen. Die Fahrt durch die Sierra war traumhaft und so verblieb ich auch am Aussichtspunkt mehr als zwei Stunden, um die Aussicht zu genießen. Hier oben waren noch Schneefelder zu sehen, aber die angenehm hohen Temperaturen setzten Ihnen stark zu. Ich mache halt an einer Weide, auf dir auch drei Kühe standen. Anfangs nahmen sie Notiz von mir, aber später wandten sie sich schließlich ab.

Am Morgen zeigte sich die Region von ihrer Sonnenseite.

In den Höhenlagen der Sierra am "Puerto de la Losa" sind noch vereinzelt Schneefelder anzutreffen.

Ich nutzte die Zeit hier oben um das Material der letzten Nacht reisetauglich zu verstauen und die Sonne zu genießen.

Blick Richtung Sierra Nevada, deren schneebedeckte Gipfel in über 100 km Entfernung leicht zu erkennen sind.

Blick auf den Berg La Sagra ist immer wieder faszinierend. Der Berggipfel ist nur zu Fuß zu erreichen.

Die Einfahrt zum OLS.

Auf dem Weg zur Landstraße kam ich schließlich auch am OLS - "Observatorio La Sagra" vorbei. Das Tor stand weit offen und das Gelände machte verlassenen Eindruck. Ich war aber zu kaputt um mich hier nochmal umzuschauen. Das Observatorium ist aber scheinbar aber noch in Betrieb. Es war mittlerweile später Nachmittag und die Landschaft wurde in ein zauberhaftes Licht getaucht...und ich bin auf dem Rückweg nach Valencia.



Letzte Änderung: $Date: 2014/01/12 19:00:00 $